Klassenfahrt 10b – Berlin | Tagesausflug Bundestag
Anna-Lena Verscht

An diesem Morgen verließen wir um 10 Uhr das Hostel und haben uns, bevor wir in den Bundestag gingen, das Stelenfeld angeschaut. Das ist eine Gedenkstätte für die Millionen Juden, die während des zweiten Weltkrieges ermordet wurden. Anschließend hat sich jeder eine Kleinigkeit zum Mittagessen geholt und um 12 Uhr haben wir uns am Brandenburger Tor getroffen, um gemeinsam zum Bundestag zu laufen. Unsere Plenarsitzung sollte zwar erst um 13 Uhr anfangen, aber wir mussten bereits um 12:15 Uhr da sein. Dort angekommen hat jeder von uns ein Umhängebändchen mit der Aufschrift „Publikum“ bekommen. Unsere Namen wurden abgehakt und wir liefen weiter zur Kontrolle. Dort mussten wir, wie es die meisten von uns vom Flughafen schon kannten, alle unsere Sachen in Boxen legen und dann durch die Kontrollmaschine laufen. Zum Glück hat es bei keinem gepiepst. Wir durften dann in das Bundestagsgebäude hinein und wurden aufgrund der guten Organisation direkt zum Aufzug gebracht. Dort ging es für uns in den ersten Stock, wo wir direkt von neuen Mitarbeitern empfangen worden sind. Leider waren die Leute dort nicht so freundlich wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir mussten unsere Handys komplett ausschalten und unsere Taschen und Rucksäcke abgeben. Gegen 12:30 Uhr sind wir dann alle nochmal auf die Toilette und haben etwas getrunken. Sogar von den Toiletten waren wir beeindruckt – die Türen gingen bis zur Decke und der ganze Bereich sah sehr modern aus.
Danach ging es wieder zurück vor den Plenarsaal, der sich langsam gefüllt hatte. Bevor wir hinein durften, wurde uns noch gesagt, dass niemand mit kurzen Hosen in die erste Reihe darf, dass wir nicht reden oder Kommentare abgeben und nicht einschlafen dürfen. Um ca. 12:45 Uhr durften wir den Saal betreten und uns hinsetzen. Die Sitzung begann als der Bundestagspräsident kam, und wir alle aufstehen mussten. Danach wurden innerhalb von 2 Minuten neue Leute „gewählt“, was wir aber alle nicht richtig mitbekommen haben, weil es so schnell ging. Die Plenarsitzung hat mit einer Befragung der Bundesregierung gestartet, was in unserem Fall die Befragung der Außenverteidigungsministerin Christine Lambrecht war. Es ging hauptsächlich um verschiedene Waffen, die in die Ukraine geliefert werden sollten.
Die komplette Plenarsitzung kann man auf https://www.bundestag.de/mediathek anschauen. Eine kurze Frequenz von uns wurde sogar bei der Tagesschau ausgestrahlt. Nach 55 Minuten mussten wir die Sitzung verlassen und haben unsere Taschen wieder zurückbekommen. Danach ging es für uns mit dem Aufzug in den dritten Stock und wir durften die Kuppel anschauen. Jeder von uns hat Kopfhörer bekommen, über die wir beim Hochlaufen interessante Informationen zu den Gebäuden um uns herum, die wir gesehen haben, bekommen haben. Später, als wir den Bundestag bereits verlassen hatten, durften wir eine Stunde Freizeit auf dem Gelände verbringen, bevor wir uns dann beim Paul-Löbe-Haus getroffen haben. Auch hier mussten wir uns zuerst mit unseren Personalausweisen identifizieren und danach durch eine Sicherheitskontrolle gehen.
Innen wurden wir sofort von Frau Katzmareks Sekretärin empfangen, da wir ein Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten erwarteten. Im Gesprächsraum wurde uns leider mitgeteilt, dass Frau Katzmarek nicht am Gespräch teilnehmen kann, weil sie sich den Fuß gebrochen hatte. Wir durften daher das Gespräch mit Frau Bluhm, ihrer 31 Jahre alten Büroleiterin, die seit November für Frau Katzmarek arbeitet und uns anfangs schon empfangen hatte, und einem weiteren Stellvertreter führen. Als erstes haben die beiden uns über Frau Katzmarek erzählt. Wir haben erfahren, dass sie 61 Jahre alt und seit 2013 Abgeordnete bei uns im Wahlkreis Rastatt ist. Außerdem ist sie parlamentarische Geschäftsführerin der SPD und ist im Wirtschaftsausschuss vor allem im Bereich Gesundheit tätig. Sie ist gelernte Chemielaborantin und ist über eine Gewerkschaft in die Politik eingestiegen. Sie ist zweifache Großmutter und hat alltäglich mit Drohbriefen zu tun. Nach den allgemeinen Informationen durften wir Fragen stellen, die uns alle beantwortet wurden. Durch Corona haben sich die Aufgaben von Frau Katzmarek eher verbessert, weil durch die Pandemie alles digitaler und moderner wurde. Die beiden haben uns auf jeden Fall empfohlen in die Politik einzusteigen, weil man so einfach seine persönlichen Interessen vertreten kann. „Man muss dafür schon brennen“ wurde uns gesagt, denn die wichtigsten Kompetenzen, die man aufweisen muss, hören sich auf Dauer sehr stressig an: Durchhaltevermögen, Entscheidungssicherheit, Politisches Geschick, mit Menschen umgehen können, Meinungsverschiedenheiten und durch viele Termine wenig Schlaf. Durch die vielen Termine und die viele Arbeit, ist Frau Katzmarek alle zwei Wochen nicht zuhause und hat generell nicht sehr viel Zeit für ihre Familie. Sogar Urlaube müssen abgebrochen werden, wenn wichtige Sondersitzungen spontan entstehen. Trotzdem ist sie mit ihrem Job zufrieden, da sie sich nun zum dritten Mal zur Wahl aufstellen hat lassen. Auf die Frage, ob die beiden sich vorstellen könnten, irgendwann auch Abgeordnete/r zu werden, kam ein klares Nein. Es wäre zwar reizvoll, aber sie habe lieber mehr Zeit und nicht so viel Druck, antwortete Frau Bluhm.
Für die Zukunft der deutschen Politik sollen vor allem Schwerpunkte in den Themen Energie, Frieden, Umwelt, Gerechtigkeit für alle und Transformation gesetzt werden. Die Cannabis-Legalisierung unterstützen sie und meinen, dass es nur eine Frage der Zeit sei. Sie sind der Meinung, dass die Behörden mehr Zeit für wichtige und größere Sachen haben sollten. Am Schluss bekam jeder von uns eine Tasche mit Flyern und wir haben noch ein gemeinsames Bild gemacht. Im Anschluss wurden wir in der Kantine zum Abendessen eingeladen und haben den Abend dann in der Beach-Mitte wunderschön ausklingen lassen.